Geschichten vom Nenkes

Einleitung

In einem Siegerländer Dorf - im Netpherland - tauchte irgendwann der Name „Nenkes“auf:
Er wohnte in einer alten Mühle und machte sich dort nützlich, d. h., er gehörte schon zum Inventar der Mühle. Auch war er kein Kind von Traurigkeit und kannte sich in seinem Dorf und Umgebung recht gut aus. Darüber hinaus hatte er im Nachbarort Walpersdorf einen guten Freund den „Walpes“ und in Grissenbach eine gute Bekannte, die „Grissie“, mit ihr war er auch in die Schule gegangen. Immer, wenn sich eine Gelegenheit bot und das Wetter gut war, machten D'r Nenkes und Walpes ausgedehnte Wanderungen in die Nähe und weitere Umgebung ihrer beiden Dörfer. Was der Eine nicht wusste, das wusste der Andere. So geschah es, das sie im Laufe der Jahre manche Begebenheit zu erzählen hatten. Grissie konnte keine langen Wanderungen mitmachen, weil sie ein dickes Knie hatte, das beim Laufen eine Behinderung war. Sie war als Kind einmal von einer Kuh getreten worden.
Hier sind die Geschichten vom Nenkes, Walpes und Grissie, die sich so, oder so ähnlich zugetragen haben.

Die Geschichten und Zeichnungen wurden von Friedrich Hahn erstellt. Einen herzlichen Dank sage ich meiner Frau, die mich tatkräftig unterstützt hat. Jede ähnlichkeit mit noch lebenden oder toten Personen wäre reiner Zufall. Vervielfältigen nur mit Genehmigung des Verfassers.

Friedrich Hahn


Unser Nenkes

In einem Dorf im Netpherland, ist der Nenkes sehr bekannt.
Hier wohnt er in der Wassermühle, dort ist es staubig und auch kühle.
Das macht dem Nenkes gar nichts aus, es ist und bleibt sein Elternhaus.
Er ist ein lustiger Gesell, wo man lacht ist er zur Stell.
Von Hektik hält er gar nicht viel, in Ruhe, das ist ganz sein Stil.
Wenn er so durch das Dörfchen geht, er auch mal nach dem Rechten sieht.
Jeden Tag kann er es sehn, sein Dörfchen ist besonders schön.
Ich liebe all die vielen Schüppcher, das Backesbrot und auch dünn Krütche.
Und die Blut und Leberwurst, auf's Backesbrot - das ist ne Wucht.
Auch hier bei uns am Dorf zu sehn, der große Kampen einfach schön.
Auf den Wiesen grast das Vieh, auch der Hahn kräht in der Früh.
Der Park mit seinen stillen Wegen, das kommt dem Nenkes sehr entgegen.
Wenn am Tag das Mühlrad klappert, der Nenkes dann durchs Dörfchen dappelt.

Friedrich Hahn


D'r Nenkes und der Maulwurf

Bei der Mühle gibt es eine größere Fläche von Wiesen. Hier wird für das Vieh das gute Heu gemacht. Natürlich guckt D'r Nenkes täglich nach den Wiesen. Dann kommt es auch schon einmal vor, dass ein brauner Erdhügel aus der Wiese geschoben wurde. Diese Hügel ärgerten den Nenkes und er sann auf Abhilfe. Als Erstes trug er mal den Erdaushub ab und schlug kräftig mit der Schaufel auf den abgetragenen Hügel. Er erreichte dadurch, dass der Maulwurf eine gewisse Zeit sein Geschiebe einstellte. Dann war wieder mal ein Erdhügel zu sehen, so musste sich D'r Nenkes mal wieder was Neues einfallen lassen. Da kam ihm eine geniale Idee: Als eines Tages wieder einmal ein Hügel entstanden war, rührte er diesen nicht an, sondern er wartete, dass noch mehr Hügel entstanden. Erst als fünf Hügel entstanden waren, entfernte er vorsichtig den Erdaushub bis er das Loch jeweils frei gelegt hatte. Dann füllte er das Auswurfloch erst mit 1Pfd Mehl auf und deckte das Loch mit einer Plastikplane wieder ab, damit das Mehl durch Nässe nicht verklumpen konnte. Jetzt brauchte er nur noch zu warten. Der Erfolg stellte sich nach kurzer Zeit ein. Plötzlich hob sich eine Plastikabdeckung und ein weißer Maulwurf machte sich daran, über die Wiese davon zu rennen. D'r Nenkes klatschte in die Hände, was die Geschwindigkeit des Maulwurfs noch erhöhte. Auf jeden Fall sorgte D'r Nenkes dafür, dass durch seine Methode seine Wiesen frei von Maulwurfshügeln blieben. Der Walpes und die Grissie staunten nicht schlecht über diese Methode, den Maulwurf aus der Wiese zu vertreiben, ohne dass der Maulwurf Schaden nimmt. Aber wie er an diese Methode gekommen war, erzählte D'r Nenkes erst nach einigem Zögern. Eines Tages hatte er Besuch aus Holland in seiner Mühle. Bei den Besuchern war auch ein Bauer aus Peru, den es nach Holland verschlagen hatte. Der erzählte dem Nenkes eine eigenartige Geschichte. Er wüsste, wenn ein Maulwurf sein Fell ganz weiß hätte, ging er aus der Erde um sich sein weißes Fell nicht wieder schmutzig zu machen. Er lief so weit auf der Erde, bis sein Fell wieder frei vom Mehl wäre, erst dann würde er sich wieder eingraben, so hätte er jeden Maulwurf aus seiner Wiese bekommen. D'r Nenkes bedankte sich bei dem Besucher für den guten Rat und schenkte ihm als Dank einen Sack Mehl und das Rezept von der >Nenkes Dung<. Noch heute hält D'r Nenkes Kontakt mit dem peruanischen Bauer der in Holland lebt.

Friedrich Hahn


D'r Nenkes besucht seinen Freund Walpes

Die Beiden Freunde besuchen sich in regelmäßigen Abständen, dabei wird darauf geachtet, dass sie sich abwechselnd besuchen. Jetzt ist D'r Nenkes
wieder an der Reihe. So macht sich denn D'r Nenkes am frühen Nachmittag auf den Weg zum Walpes. Zur Feier des Tages hat er sich seinen hell grünen >Raiffeisensmoking< angezogen. Der Weg ist nicht weit, und nach ca. 15 Min. erreicht D'r Nenkes das Haus seines Freundes Walpes. Es gehörte schon zur Tradition, dass der Walpes, wenn D'r Nenkes kam, immer eine Schallplatte mit Marschmusik auflegte. So war es auch dieses Mal. An der Türe hörte D'r Nenkes schon den bekannten Marsch >Alte Kameraden<. So ging das den ganzen Nachmittag. Nach einer kurzen Begrüßung ging es in die so genannte >Gute Stube< und Walpes holte zwei gekühlte Flaschen Pils. Mit dem Wort >Nodda< wurde das Pils getrunken. Natürlich wurde kräftig nachgelegt. Man besprach die nächste Wanderung. D'r Nenkes wollte nochmal durch das >Armbachtal< eine Wanderung machen. Hier konnten sie auch nach Pilzen gucken und evt. ein paar für eine Pilzmahlzeit mitbringen. Man beschloss, die Wanderung in der nächsten Woche durchzuführen. Es wurde auch besprochen welche Arbeiten noch gemacht werden mussten. Es würde mal wieder Zeit das Schwemmgut der Sieg unter der Mühlenbrücke zu entfernen, da sollte der Walpes helfen, weil das dem Nenkes immer viel Arbeit macht. Der Nenkes musste auch noch einen ganzen Haufen Holz schneiden, um einigermaßen über den Winter zu kommen. Der Walpes bemerkte, er hätte ja noch eine Karre, ca. 4 Meter, geschnittenes Holz, das könnte er ihm überlassen. D'r Nenkes fragte nach der Herkunft des Holzes. Der Walpes bemerkte, das Holz käme aus der Ecke der >Himmelsleiter< (Ein steiles Mischwaldstück in Walpersdorf). Das war ihm recht, das Holz aus dieser Ecke würde besonders hell und ausdauernd brennen. Der Walpes bemerkte, er wisse ja, das das Holz aus der Ecke der >Himmelsleiter< nur gegen eine zusätzliche Spende für die Kirche abgegeben werde, und die läge bei dem Himmelsleiterholz immer im zweistelligen Eurobereich. Das war dem Nenkes jetzt zu bunt und er lehnte die Holzlieferung mit den Worten: „Ich kann auf die Himmelsschittcher verzichten!" ab. „Das ist deine Entscheidung, ich will dir ja nur helfen!" „Dann kannst du morgen aber zur Mühle kommen und mir beim Holz schneiden helfen!" „Um wieviel Uhr soll ich an der Mühle sein?" „Nicht vorm Aufstehen, d. h. nicht vor 9 Uhr!" „Dann wird es Zeit dass ich nach Hause gehe!" D'r Nenkes stand auf, und nach einem kurzen „Nodda bess mourn!" (Wiedersehn bis morgen) war er auch schon aus der Tür.


Friedrich Hahn



Das einzigartige Mühlendorf im Oberen Siegtal - Ihr Ferienort am Rothaarsteig